Schlagwort: Vision
Deine Träume leben: Mach‘ es jetzt und mach‘ es trotzdem!
Auf einem pinken Klebezettel an der Wand hinter meinem Schreibtisch steht: „Gib nie etwas auf, an das du jeden Tag denken musst.“ Ich habe keine Ahnung, von wem dieser Spruch stammt, aber als er mir über den Weg lief, dachte ich, dass da was dran […]
Ein Wort, das Deinem Leben eine andere Richtung geben kann
Es gibt ein Wort. Wir erlernen es ziemlich früh in unserem Leben. Sogar eine gewisse „Phase“ ist danach benannt. Die Rede ist von: „Warum“. Als Kleinkinder wollen wir den Grund für alles wissen: Warum ist die Sonne hell? Warum ist Oma alt? Warum darf ich mit meinem Spinat keine Höhlenmalereien auf der Blümchentapete machen? Auch nach dieser Phase werden wir das „Warum“ nicht wirklich los. Es begleitet uns weiterhin durchs Leben. Immerzu wollen wir wissen: „Warum“?
Viele Coaches raten wärmstens dazu, sich zu überlegen, was wohl das eigene „Warum“ im Leben sein könnte. Gemeint ist: Der Grund unseres Daseins, unsere Mission, die Vision, unser Antrieb. Warum (zum Kuckuck) sind wir denn überhaupt hier?
Und? Hast Du die Antwort darauf parat?
Der große „Warum-Fluch“ – eine kleine Kritik
Wir lieben diese „Warums“. Anders kann ich mir nicht erklären, warum wir sie ständig mit uns herumschleppen wollen. Dabei erhalten wir fast nie eine Antwort darauf. Frustrierend.
Selbst diejenigen, die ihr „Warum“ vermeintlich kennen, können auch nur eine Antwort darauf geben, was sie jetzt gerade im aktuellen Moment antreibt. So ehrenwert manche Lebenszwecke, Ziele und Visionen auch sein mögen – wir können sie nicht in Stein hauen, selbst, wenn wir wollten. Ob etwas wirklich unser „Warum“ war, werden wir vielleicht erst am Ende unseres Lebens mit letzter Gewissheit sagen können (und selbst da habe ich Zweifel, denn unser Leben ist eben sehr vielschichtig und voller Veränderungen). Ich bin mir sicher, dass mehr in uns steckt, als ein einziges „Warum“. Wir sind ja keine Scheren, Hämmer oder Bügeleisen, die einzig dazu erschaffen sind zu schneiden, zu hämmern oder zu bügeln.
Unser geliebtes „Warum“ ist auch in einer anderen Hinsicht problematisch. Auch im Umgang mit unseren Mitmenschen spielt das ewige „Warum“ gerne den Quertreiber. Beobachte Dich selber: Wie oft fragst Du Dich „Warum macht er/sie das?“ oder „Warum ist er/sie so?“. Wir neigen in der Regel sehr stark dazu, alles analysieren zu wollen. Kommt uns jemand quer, dann fragen wir uns unwillkürlich, was er oder sie im Schilde führen könnte. Diese Hobbypsychologenbrille steht uns selten gut. Denn auch hier: Letztendlich werden wir keine wirkliche Antwort auf unser „Warum“ erhalten. Alles, was wir tun können, ist spekulieren. Dabei wälzen wir unser „Warum“ gebetsmühlenartig in unserem Oberstübchen herum und rauben uns selbst unsere kostbare Zeit, meist ohne eine halbwegs zufriedenstellende Antwort zu erhalten. Und selbst wenn wir eine bekämen – was würde es ändern? Der oder die andere wäre uns trotzdem quer gekommen und geärgert hätten wir uns trotzdem.
Das geht besser. Wir müssen dafür nur einen einzigen Buchstaben tauschen:
Nicht „Warum“ sondern „Worum“
„Warum“ ist eine Kurbel, die das Gedankenkarussell immer weiter im Kreis dreht. „Worum“ hingegen gibt eine gerade Richtung vor. Anstatt uns in Spekulationen zu verlieren, richten wir unseren Blick auf den Weg oder sogar auf ein Ziel. Während wir uns ein Problem mit „Warum“ einverleiben, können wir mit „Worum“ noch Abstand halten. Wenn Dich Dein Lieblingskollege das nächste Mal mit seinem Frust beladen will: Frag‘ Dich nicht zähneknirschend „Warum macht er das nur?“ sondern frage ihn (und vielleicht auch Dich): „Worum geht es hier eigentlich wirklich?“
Ich wage eine steile These: Dein nerviger Kollege hat heute nicht den Plan gefasst, Dir so richtig auf den Sack zu gehen. Es ist etwas anderes, das ihn wirklich umtreibt. Fragst Du ihn „Worum geht es hier eigentlich?“, spielst Du ihm den Ball zu und zwingst ihn, sich über sein Handeln Gedanken zu machen, anstatt Dir selbst das Hirn zu zermatern, warum um Himmels Willen Du nun schon wieder das Opfer seines Angriffs geworden bist. Netter Nebeneffekt: Nervkollege Nummer 1 wird seinen Frust diesmal nicht bei Dir los (und vielleicht auch nie wieder).
Nicht Berufung sondern Ziel
Wenn wir noch ein bisschen tiefer graben: Das „Warum“, an dem wir so hängen, ist leider verdammt schwammig. Es ist mystisch, schwer zu fassen, man verfällt fast sofort ins Pathetische, wenn man versucht, sein „Warum“ zu formulieren. („Warum bin ich hier?“ – Ich möchte der Menschheit den Weltfrieden bringen …) Sorry, wenn ich zynisch klinge. Aber du weißt, was ich meine, nehme ich an. „Warum“ hilft uns selten so richtig gut. „Warum“ ist einfach so verdammt groß.
„Worum“ lässt sich etwas besser handhaben, finde ich. Es kann jedoch bisweilen unbequem werden, weil es Dich zwingt, ganz genau hinzuschauen. Worum geht es Dir genau?“ Worum geht es dabei?
Wenn Du beispielsweise gerade Deinen achtstündigen Arbeitstag in irgendeiner Tretmühle absitzt, der Du eigentlich nichts abgewinnen kannst, dann kann „Worum“ auch frustrierend sein. „Es geht mir darum, einen Job zu haben und Geld zu verdienen, damit ich nicht arbeitslos werde …“ – Das kann weh tun. Aber es ist auch eine klare Erkenntnis.
Wenn Du gerade mit Deinem Partner zum millionsten Mal darüber streitest, wer öfter den Abwasch macht, dann kann „Worum geht es hier eigentlich?“ auch Dinge ans Tageslicht fördern, die man gerne unter einem Berg schmutzigem Geschirr begraben hätte. Kann, muss aber nicht. Vielleicht hat Partner 1 nur einen blöden Tag gehabt. Aber auch diese Erkenntnis, würde helfen.
Kurz und knapp: „Worum“ ist nicht so spannend wie „Warum“. Es wird Dir nicht den wahren Sinn Deiner hehren Existenz verraten wie das Orakel von Delphi. Aber es heftet Deine Füße auf den Boden der Tatsachen. Und nur dort kannst Du etwas (und Dich) bewegen – hin zu einem Ziel.