„Jedem Anfang wohnt ein Zauber inne“
Sagte Hermann Hesse. Und ich liebe diesen Anfangszauber! Als alter Silvesterfan bin ich schon ganz kribbelig.
Natürlich braucht man für Veränderung nicht unbedingt ein neues Jahr. Aber ich mag diese klare Kante und diesen Neustart mit Feuerwerk.
Es ist die dunkelste und stillste Zeit des Jahres. Die magischen Nächte „zwischen den Jahren“, in denen man noch Weihnachten verdaut und sich langsam aber sicher fürs neue Jahr rüstet. Ich arbeite meistens zwischen Weihnachten und Silvester – aber trotzdem ist es immer anders. Die Bahn ist morgens leerer, genau so wie die Straßen und die Büros. Alles ist ein bisschen ruhiger, alles geht ein bisschen langsamer. Und man hat Zeit sich ein paar wichtige Fragen ganz in Ruhe zu stellen:
„Wer will ich sein?“
„Wie will ich leben?“
„Wo möchte ich hin?“
„Was will ich wirklich?“
Und wenn wir uns diese Fragen dann stellen, dann haben wir sie im Nu wieder zahlreich bei der Hand: Unsere Neujahrsvorsätze. Schnell gefasst – schnell verworfen.
Warum Listen nicht für jeden funktionieren
Ich mache auch gerne Listen, wirklich gern. Bucketlists, Packlisten vor jedem Urlaub, Einkaufslisten (die ich dann regelmäßig zu Hause liegen lasse natürlich) und natürlich – die Königsdisziplin – Listen mit guten Vorsätzen.
Das ist toll und macht Spaß. Es ist ein bisschen, wie wenn einem jemand eine goldene Kreditkarte in die Hand drückt und sagt „Kauf‘, was Du willst“. Man schlendert durch die Regale und greift zu. „Das klingt gut – gekauft!“, „Das könnte ich brauchen“, „Das will ich auch noch“ – und alles wandert in den Korb. Der sieht toll aus, so vollgepackt mit tollen Sachen (die das Leben schöner machen …). Doch ist man erst mal runter vom Einkaufsrausch, dann fällt einem ziemlich schnell auf: Man kann einfach nicht gleichzeitig mit all den tollen neuen Sachen spielen. Nicht alle Kleider gleichzeitig tragen. Nicht jedes Ding gleichzeitig benutzen, anschauen, bewundern – einfach nicht jedem Ding im Korb ständig volle Aufmerksamkeit zuwenden.
So ist das auch mit den Vorsätzen. Fein säuberlich aufgeschrieben auf einem weißen Blatt Papier machen sie sich gut. So eine prächtige Liste mit neuen Gewohnheiten, Veränderungen, Verbesserungen! Muss man dann aber tatsächlich ran, ist die Sache eben doch kein Spaziergang. Und letztendlich lassen sich Neujahrsvorsätze auch nicht so gut abstreichen wie eine Bucketlist oder eine Einkaufsliste. Denn oft sind die Vorsätze nicht von solcher „Abstreich-Natur“. „Gesünder leben“ ist nicht irgendwann „bestanden“, genausowenig wie „gelassener werden“ oder „mehr mit Freunden unternehmen“. Gerade wenn wir eben neue Gewohnheiten etablieren und echte Veränderungen herbeiführen möchten, gibt es selten einen Moment, in dem wir uns sagen können „Jetzt hab ich es wirklich geschafft“. Tun wir das nämlich und lehnen uns zurück, sind die alten Gewohnheiten nur allzu schnell wieder da. Wirklich „geschafft“ haben wir es eigentlich erst dann, wenn es uns gar nicht mehr auffällt, dass wir etwas ganz anders machen, weil es uns richtig in Fleisch und Blut übergegangen ist. Und sind wir an diesem Punkt, dann geht es uns sowieso nicht mehr ums Listen-Abstreichen.
Mit Listen gibt es aber noch ein anderes Problem:
Wir mögen Listen oft erst richtig, wenn sie so richtig prächtig lang sind.
Habe ich einmal angefangen eine Liste zu machen, dann gibts oft kein halten mehr. Kein Wunder. Mein Gehirn läuft dann eben auch im Listen-Modus und im Flow kommen dann immer neue Unterpunkte dazu. Stichwort: Assoziatives Denken. Macht mich auf den ersten Blick auch erst mal sehr zufrieden. Eine prächtige Liste mit vielen Punkten, das wird ein Spaß! Am Ende arbeitet man sich dann an der Liste ab, verzettelt sich zwischen den ganzen vielen Punkten und vergisst sie darüber hinaus ständig. Irgendwann ist das auch nicht mehr so einfach ca. 10 Gebote ständig zu memorieren (nicht umsonst hat schon Moses seine Gebote direkt in Stein gehauen). Und ich hab echt keine Lust ständig meine in Stein gemeißelten Vorsätze herumzutragen.
Deswegen habe ich seit ca. drei Jahren eine Vorsätze-Methode in Aktion, die mir weitaus bessere Dienste leistet. Meine Liste hab ich irgendwie immer noch dabei – nur passt sie inzwischen locker in einen Fingerhut.
Oder anders gesagt: In ein einziges Wort.
Ein Wort für ein Jahr
Als – ich sag mal – wortreiche Person, die ich bin, fällt mir das Kurzfassen manchmal schwer. Aber nichts hat so viel Power, als wenn wir etwas einfach auf den Punkt bringen. Kurz, knackig – bäm. Ein Wort. Du weißt, was ich meine. James Bond hätte auch sagen können: „Guten Tag, schön Sie kennen zulernen, darf ich mich vorstellen, ich heiße James Bond“. Aber er sagte einfach nur: „Bond. James Bond.“ Boom. Hat gleich eine ganz andere Power, oder?
Die gleiche Power erreichst Du, wenn Du all Deine guten Ideen, Vorsätze und Wünsche zu einer einzigen Essenz destillierst. Ein einziges Wort für ein ganzes Jahr. Mit dem Geist, der Kraft und der ganzen Willenskraft, die in einer kompletten Liste steckt.
Ein nicht unwesentlicher Vorteil dabei: Ein einziges Wort kann man sich selbst jenseits der 30 locker behalten. Es wird zu Deinem Motto, Deinem Mantra, Deinem Leitstern.
Du kannst es mit Dir tragen, auf einem kleinen Zettel, in einem Buch, als Notiz auf Deinem Handy, als Display-Hintergrund oder als Beschreibung, wenn Dein Handywecker morgens klingelt. Es kann Dich als Mantra in Deine Meditation begleiten, Du kannst es Dir unter die Haut stechen lassen, wenn Du möchtest. Ein einziges Wort kann alles mitmachen.
A Year in a Nutshell
Das Wort muss daher natürlich gut gewählt sein, sodass es all Dein Sehnen, Hoffen, Wollen beinhaltet.
Mein Wort für das vergangene Jahr 2017 war – klassisch, aber zeitlos schön – einfach: „Lieben.“
Ich habe absichtlich nicht „Liebe“ gewählt, sondern das Verb. „Lieben“ – so war es gleichzeitig eine Aufgabe. Und ein Codewort, ein Schlüsselreiz.
Wenn ich vor etwas zurückgeschreckt bin und dachte „Ich habe Angst“, erinnerte ich mich an „Lieben“ und schon wurde etwas in mir ein bisschen weiter.
Außerdem lag es auf der Hand – ich wusste ja letztes Silvester schon, dass ich dieses Jahr heiraten würde. Also sollte „Lieben“ mein Leitstern werden. Und verdammt – dieses Jahr war so voller Liebe, wie ich es fast nicht für möglich gehalten hätte. Manchmal dachte ich, ich müsste vor Liebe zerplatzen (aber ich habe es immer überlebt), weil mir so viel Liebevolles widerfahren ist. Und vielleicht, ganz vielleicht, konnte ich alle das Gute auch etwas liebevoller sehen, weil ich mir „Lieben“ vorgenommen habe.
Das Wort für das Jahr ist eine Art Widmung. „Ich widme dieses Jahr, all mein Streben, all mein Denken, all mein Wirken … “
Wessen auch immer Du möchtest.
„Lieben“ beinhaltete für mich:
Selbstliebe – Ich liebe mich so wie ich bin.
Liebe für andere – Ich begegne den Menschen so liebevoll ich kann.
Liebe um mich herum – Ich erkenne das Gute und die Liebe, die mich umgeben und bin von Herzen dafür dankbar.
Liebe als Gegenteil von Angst – Ich entscheide ich im Zweifelsfall immer für die Liebe.
Und selbst das lässt sich wiederum auffächern. Selbstliebe lässt sich als liebevoller Umgang mit dem eigenen Körper übersetzen – gute Ernährung, Bewegung etc.
Du siehst also, in einem einzigen Wort kann ein ganzes Vorsätze-Universum stecken. Indem Du das Jahr einem bestimmten Wort mit einer einzigartigen, Bedeutung widmest, machst Du dieses Wort zu Deinem Leitstern für das neue Jahr. Das Wort geht voraus – Du folgst. Anstatt einen Karren voller Vorsätze mühsam durchs Jahr zu ziehen und die Hälfte auf der Strecke zu verlieren.
Ich glaube, mein Wort für 2018 wird „Freiheit“ sein.
Was ist deins?
Vorsatz-Pimp-Methode 2: Ein Vorsatz pro Monat
Was sich ebenfalls bewährt hat ist die oben genannte Methode. Oft nimmt man sich ja auch Dinge vor, die im Nachhinein vielleicht doch nicht so der Weisheit letzter Schluss sind. Vielleicht ist vegan doch nicht so Dein Fall oder Du entwickelst Dich beruflich doch in eine andere Richtung. Wenn sich das dann mit Deinen Vorsätzen beißt, fühlt sich das doof an, ein bisschen wie versagen (auch wenn das ein doch sehr drastisches Wort ist).
Deswegen: Gib jedem Vorsatz einen ganzen Monat.
Das hat den Vorteil, dass Du Dich voll auf den einen Vorsatz konzentrieren kannst – was die Erfolgswahrscheinlichkeit erhöht. Noch wichtiger ist aber: Du hast diesen Probelauf. Einen Monat lang kann man fast alles durchhalten, es ist ein sehr überschaubarer Zeitraum. Wenn Du z.B. regelmäßiger Yoga üben willst, dann gib Dir diesen Monat und schau, was es mit Dir macht. Danach kannst Du die neue Gewohnheit beibehalten oder eben doch nicht. Und dann kommt der nächste Vorsatz dran. Im Idealfall hast du am Ende des Jahres 12 neue Gewohnheiten, Errungenschaften oder Einstellungen etabliert. Wenn nicht, hast Du es versucht und verworfen. Aber angegangen bist du’s allemal.
Auch bei der Reihenfolge kannst Du strategisch vorgehen. Nimm den Vorsatz, der dir am meisten unter den Nägeln brennt, als erstes. Oder, wenn Du Dich erst mal rantasten und mit einem Erfolgserlebnis starten willst, einen Vorsatz, der leicht einzuhalten ist. Spür‘ einfach mal in Dich hinein, wie es am besten für Dich passt. Wenn Du einen großen Vorsatz oder ein großes Ziel vor Augen hast, kannst du Dir auch 12 Schritte überlegen, die Dich nach und nach an dieses Ziel führen.
Ich wünsche Dir auf jeden Fall für alles, was Du Dir im neuen Jahr vornimmst, das Allerbeste! Gutes Gelingen, Erfolg und die Power alles zu erreichen, was Du Dir wünschst!
Hallo meine Liebe,
Einen ganz tollen Beitrag hast du da . Ich mag deinen Schreibstil wirklich gerne.
Wünsche dir einen tollen Start in 2018!!
Alina
Hallo du Liebe!
Das ist ja nett, vielen Dank! 🙂 Ich wünsche dir auch einen super Start ins neue Jahr!