Das ist für Dich, wenn Du glaubst, Du bist nicht okay

Das ist für Dich, wenn Du glaubst, Du bist nicht okay

Dieser Text ist für Dich.

Weil Du Dich manchmal nicht traust „Nein“ zu sagen. Weil Du jemanden so gerne magst, dass Du ihn nicht enttäuschen willst.

Weil Du Dir so viel Mühe gibst, alles immer richtig zu machen.

Weil Du Tränen zurückhältst, weil sich nicht „alles um Dich drehen“ soll.

Weil Du morgens Deinen Kleiderschrank umgräbst, um Kleider zu finden, in denen Du Dich ausnahmsweise mögen könntest.

Weil Du so kämpfst.

Weil Du das mit dem „einfach mal zusammenreißen“ so hartnäckig versuchst.

Weil Du freundlich bist, obwohl Du jemandem am liebsten ins Gesicht schlagen würdest.

Weil Du lächelst, obwohl Du traurig bist, weil Du niemanden belasten willst.

Weil Du Deinen Job machst. Sogar dann, wenn man Dich schlecht behandelt.

Weil Du so anständig bist.

Weil Du zu denen gehörst, die man „Guter Freund“ nennt. Auch wenn das manchmal Dein Herz bricht.

Weil Du jemand bist, der mitlacht, sogar dann, wenn ein Witz auf Deine Kosten weh tut.

Weil Du nicht klagst.

Weil Du Deine miese Laune manchmal an denen auslässt, die Dir am wichtigsten sind und es Dir später leid tut.

Weil Du manchmal rot wirst, wenn Du Dich schämst und gar nicht weißt, dass es gar keinen Grund dafür gibt.

Weil es Dir so wichtig ist, dass andere Dich gern haben.

Weil Du Dich manchmal Dinge nicht (zu)traust, weil Du denkst: „Das ist zu groß für mich“.

Weil Du an das Gute in den Menschen glaubst – auch wenn Dich manche enttäuschen.

Weil Du immer der oder die Gute bist und damit scheiterst, ein Arschloch zu sein.

Weil Dein Herz manchmal schmerzt, bricht und sich wieder aufrappelt, da Du so viel fühlst.

Weil Du Dich vor der Welt versteckst, um Dich zu schützen.

Weil Du so viele Zweifel hast und sieben Mal nachdenkst, bevor Du handelst.

Weil Du zu den Grüblern gehörst.

Weil Du nichts Falsches sagen möchtest.

Weil Du keine Spinnen töten kannst und Mitleid hast, obwohl Du Dich ekelst.

Weil Du Dir manchmal sagst: „Ich Idiot hab wieder alles vermasselt.“

Weil Du manche Körperteile verstecken oder „kaschieren“ willst.

Weil Du manchmal glaubst, vielleicht hast Du gar kein Glück verdient.

Weil Du immer wieder Anfälle hast, in denen Du ganz unbedingt fit und sportlich werden willst – und dann doch nichts draus wird.

Weil Du Dir Dinge vornimmst und sie nicht zu Ende bringst.

Weil Du manchmal lügst, weil Du die Wahrheit für zu hart für jemand anderen hältst.

Weil Du morgen mit der Diät anfängst. Ok, übermorgen. Aber dann wirklich.

Weil es Dich kümmert, ob Dich jemand für eine gute Mutter oder einen guten Vater hält.

Weil Du nicht weißt, ob Du alles richtig machst.

Weil Du es gut meinst.

Weil Deine Wohnung meistens so aussieht wie ein Saustall, außer wenn Besuch kommt.

Weil Dir alles manchmal zu viel ist.

Weil Du nicht weiß, was Du willst.

Weil Du Angst hast, die anderen könnten herausfinden, dass Du gar nicht so toll bist.

Weil Du glaubst, Du bist allein.

Weil Du so tapfer alles erträgst, um nicht aufzufallen.

Weil Du große Träume hast, von denen niemand weiß.

Weil Du manchmal denkst, Du kannst gar nichts gut.

Weil Du manchmal anderen nacheiferst.

Weil Du gute Vorsätze fasst.

Weil Du Dir die Schuld gibst.

Weil Du weißt wie es ist, sich in den Schlaf zu weinen.

Weil Du nicht aufgibst, auch wenn das Leben manchen Kinnhaken an Dich austeilt.

„Die ganze Welt ist eine Bühne und alle Frauen und Männer bloße Spieler“, soll William Shakespeare mal gesagt haben. Mein Lieblingssoziologe Irving Goffman sagt: Es gibt für jeden eine Vorder- und eine Hinterbühne. Auf der Vorderbühne zeigen wir unser Gesicht für die Welt. Unsere Präsentation. Das Schauspiel, das für Publikum gedacht ist. Auf der Hinterbühne spielt sich das ab, was die Gesellschaft nicht sehen soll: Tränen, Schwächen, Dinge, für die wir uns schämen. Dinge, von denen wir glauben, die Gesellschaft könnte sie nicht anerkennen. Dinge, von denen wir fürchten, sie könnten nicht „normal“ sein.

Ich glaube, könnte man den Vorhang von allen heben, würden wir erkennen, dass sich auf allen Hinterbühnen ganz ähnliche Dinge abspielen. Statt einen auf Phantom der Oper zu machen und uns hinter unseren Masken vor der Welt zu verstecken – Scheusale, die wir doch alle sind – würden wir viel entdecken, was uns mit anderen verbindet.

Noch viel schlimmer ist aber, dass wir oft genau die Dinge hinter dem Vorhang verschwinden lassen, die uns eigentlich so wunderbar menschlich machen. Die kleinen Fehler, die winzigen (vermeintlichen) Unvollkommenheiten. Die Dinge, die Verbundenheit stiften könnten, wenn wir sie nur ab und zu mal ins Scheinwerferlicht ließen.

Must-Have-Piece: Authentizität

Authentizität wird zur Zeit groß geschrieben. Und das obwohl kaum jemand das Wort in einem Rutsch aussprechen kann, ohne sich zu verhaspeln (Authenzitizi – was?). Wir meinen damit: Man soll möglichst ganz man selbst sein und frei von jeglicher Verstellung. Ich habe lang genug Soziologie studiert, um meine Zweifel zu haben (Ha! Da war die brotlose Kunst doch zu was gut!). Es gibt immer einen Ort hinter dem Vorhang – aber das ist auch gut so. Es muss echt niemand wissen, wie hingebungsvoll ich gerne meine Ohren putze (ich weiß, man soll keine Wattestäbchen … ich weiß). Wie schlecht ich manchmal von mir selber denke und welche Rachephantasien sich manchmal in meinem Kopf abspielen, wenn jemand vor mir auf den Parkplatz fährt, obwohl ich schon blinke. Es ist ok, nicht alles mit der Welt zu teilen. Aber wir können uns auch leicht selbst verlieren, wenn wir zu wenig zeigen.

„Choose your self-presentations carefully, for what starts out as a mask may become your face“, sage Erving Goffman. Irgendwann kann die Maske zu unserem Gesicht werden und wir vergessen vor lauter Theaterspielen das, was wir am meisten wollen auf der Welt und wer wir sind. Selbstliebe ist ein großes Wort (auch ein It-Piece momentan, was ja gut ist). Aber die ist wichtig. Und sie entsteht immer ein bisschen mehr mit jedem Bisschen, das wir mal von der Hinterbühne nach vorne holen. Wahrscheinlich wird das Publikum nicht gleich mit faulen Tomaten werfen, wenn Du mal nicht perfekt bist (Oder besser: scheinst). Jeder Zuschauer kennt das schließlich von sich selbst auch. Das bietet Identifikationspotenzial – und das ist der Stoff, aus dem Bestseller und Blockbuster gemacht sind.

Wir sind uns alle ähnlicher als wir denken. Und wir sind liebenswerter als wir oft glauben.

Wir vergessen es nur allzu leicht.

 

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