Loslassen ist für viele die Königsdisziplin im Bereich der Persönlichkeitsentwicklung. Schlechte Gedanken, verletzte Gefühle, Wut, Zorn, Traurigkeit oder Eifersucht meißeln sich oft in die eigene Gedankenwelt ein. Der Nacken ist verspannt, der Blick angestrengt und die Laune im Keller.
Bei mir enden manche Gedanken in regelrechten Gedankenkarussells, welche nicht mal in der Nacht zum Stillstand kommen. Ein Kommentar wird, bis zum Geht-nicht-mehr, analysiert und ein seltsamer Blick wird bis ins kleinste Detail beleuchtet. Bei Ereignissen in der Zukunft wird das – natürlich negative – Ende schon heute fertig geschrieben. Die Kopfschmerzen kommen natürlich durch einen Gehirntumor. Den Familienangehörigen ist selbstverständlich etwas ganz furchtbares passiert, wenn sie sich etwas länger als sonst nicht melden. Solche Horrorszenarien lassen sich natürlich beliebig weiterführen… 😉
Genau diesen Horrorszenarien möchte ich nun den Kampf ansagen. Deshalb suchte ich im unendlichen World Wide Web nach einer passenden Vorgehensweise und ich wurde auch tatsächlich fündig.
Mehr noch, ich wurde schwer begeistert. Meine Begeisterung ist so riesig, dass ich am liebsten jedem davon erzählen möchte und auf der anderen Seite, bin ich so traurig, dass ich die Methode nicht schon viel früher entdeckt habe.
Jetzt willst Du bestimmt wissen, von welcher Methode ich spreche?
Die Rede ist von Byron Katie´s „The Work“. Katie erkrankte in ihren Dreißigern an einer schweren fast 10 jährigen Depression. In den letzten beiden Jahren war die Krankheit so schlimm, dass sie ihr Bett kaum noch verließ. Bis sie eines Morgens vollkommen verändert aufwachte, weil sie eine bedeutsame Erkenntnis hatte. Katie verstand, dass nicht die Welt im Außen Schuld an ihrem Zustand war, sondern ihre inneren Überzeugungen. Sie erkannte, dass ihre schlechten Gedanken maßgeblich verantwortlich für ihr Fühlen war. Daraufhin entwickelte sie „The Work“.
„The Work“ ist eine einfache Methode, die lediglich vier Fragen und die anschließende Umkehrung der Ausgangssituation umfasst.
Für wen ist „The Work“ geeignet?
„The Work“ ist die ideale Methode für Unvoreingenommene mit offenem Geist. Wer zu 100.000 % auf seine Meinung behaart, wird mit „The Work“ recht wenige Erfolge erzielen.
Die vier Fragen
Diese Fragen klingen im ersten Moment recht simpel. Vielleicht zu simpel, dass einige die Genialität der Methode unterschätzen. Definiere die Ausgangssituation und identifiziere Deinen stressigen Glaubenssatz. Lese nun die Fragen durch und lasse diese auf Dich wirken.
1. Ist das wahr?
2. Kannst du mit absoluter Sicherheit wissen, dass das wahr ist?
3. Wie reagierst du, was passiert, wenn du diesen Gedanken glaubst?
4. Wer wärst du ohne den Gedanken?
Umkehrung
Als nächsten Schritt wird die Ausgangssituation umgedreht. Überlege Dir drei mögliche Varianten. Wichtig hierbei ist, dass Du sie echt und plausibel findest.
Mein persönliches Beispiel
Wie ich oben schon erwähnte, bin ich sehr traurig, dass ich „The Work“ nicht schon früher gefunden habe. 🙁
Im Frühjahr 2012 standen meine Prüfungen zur Wirtschaftsfachwirtin IHK an. In den 5 Monaten Vollzeitweiterbildung bekamen wir jeden Tag 8 Stunden Stoff eingetrichtert. Es war echt viel und ich fühlte mich überfordert. Nee, überfordert ist eine Untertreibung. Ich war lost! Von morgens bis abends sprach ein Stimmchen in meinem Kopf: „Das schaffst DU nie! Du bist zu schlecht! Zu unkonzentriert und unfähig! Du kannst gar nichts!!!“
Ich wollte die Prüfungen unbedingt bestehen, denn für diese Weiterbildung habe ich mich extra 5 Monate von meinem Arbeitgeber beurlauben lassen und einen Haufen von meinem sauer verdienten Geld ging dafür drauf. Auf gar keinen Fall, wollte ich als Loser zurück ins Büro gehen. Ich malte mir aus, wie mich meine Kollegen und sowieso die ganze Welt auslachten. Gedanklich lief ich schon den Rest meines Lebens in einer gebückten und verschämten Haltung durch die Gegend.
Mein fest einbetonierter Glaubenssatz war also: „Ich schaffe das nicht! Ich bin schlecht! Ich kann das nicht!“
1. Ist das wahr? Alles in meinen Körper und meinem Kopf sagt: „JA!!!“
2. Kannst du mit absoluter Sicherheit wissen, dass das wahr ist? Nein, kann ich nicht. Der Prüfungstermin steht erst noch an.
3. Wie reagierst du, was passiert, wenn du diesen Gedanken glaubst? Ich würde am liebsten resignieren. Aufgeben, denn es wird ja eh nichts. Ich bin traurig und fühle mich wertlos.
4. Wer wärst du ohne den Gedanken? Ich wäre frei und könnte mich auf´s Lernen konzentrieren. Es ist noch genug Zeit bis zum Prüfungstermin.
Umkehrung:
Variante 1: Ich muss es nicht schaffen!
Bin ich wirklich ein schlechter Mensch, nur weil ich eine Prüfung nicht sofort bestehe? Bin ich deshalb weniger liebenswert? Nein, bin ich nicht. Ich bin lediglich durch eine Prüfung gefallen, ich habe trotzdem eine Familie, die mich liebt und einen festen Arbeitsplatz. Alles ist gut.
Variante 2: Die Anderen schaffen es nicht!
Die Anderen müssen die Unmengen an Stoff auch lernen, vielleicht schaffen sie das Pensum genauso wenig wie ich?!
Variante 3: Ich schaffe das!
Warum gehe ich eigentlich davon aus, dass ich es nicht schaffe. Bisher habe ich alle Prüfungen bestanden. Ich bereite mich jetzt ordentlich vor und dann ist alles im Lack.
Wie ging mein Prüfungs-Dilemma aus?
Natürlich habe ich alle Prüfungen bestanden und weil´s so schön war, meldete ich mich kurze Zeit später für den Betriebswirt IHK an. Auch diese Prüfungen habe ich beim ersten Mal bestanden. Meine Panikmacherrei war echt sowas von unnötig, wirklich! Aber damals fühlte ich mich, als würde gleich die Welt untergehen. Gerade für solche Situationen finde ich „The Work“ einfach nur genial, weil man dadurch veranlasst ist, seine Glaubenssätze zu überdenken.
Seid ihr jetzt von „The Work“ auch so fasziniert und wollt mehr erfahren? Dann schaut unbedingt hier:
Buch: Ich will ja loslassen, doch woran halte ich mich dann fest?
Video: Byron Katie im exklusiv Interview: Gibt es ein Ende aller Probleme?
Anleitung: The Work
Bildquelle: https://www.pexels.com
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